Der Curta Typ I – Die letzte mechanische Rechenmaschine

Der Curta Typ I – Die letzte mechanische Rechenmaschine

Die Curta Typ I stellt eine faszinierende mechanische Rechenmaschine dar, die in den 1940er-Jahren von Curt Herzstark konzipiert wurde. Sie gilt als die kleinste mechanische Rechenmaschine ihrer Art und besticht durch ihre enorme Präzision sowie ihre handliche Form. Auch heute noch zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich, dank ihrer raffinierten Mechanik und ihrer bedeutenden Rolle in der Geschichte des Rechnens.

Curt Herzstark: Ein erfinderischer Geist

Curt Herzstark erblickte am 26. Januar 1902 in Wien das Licht der Welt. Sein Vater, Samuel Jakob Herzstark, gründete 1905 die erste Rechenmaschinenfabrik Österreichs – das Rechenmaschinenwerk „Austria“. Schon in jungen Jahren zeigte Curt großes Interesse an der Feinmechanik und war aktiv im Familienbetrieb tätig.

In den 1930er-Jahren machte er sich daran, eine tragbare Rechenmaschine zu entwickeln, die sowohl robust als auch leicht zu handhaben war. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Herzstark aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Überzeugungen ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Trotz dieser widrigen Umstände setzte er seine Arbeiten an der Rechenmaschine fort. Seine Aufseher erkannten den potenziellen Nutzen und erlaubten ihm, seine Ideen zu skizzieren, in der Hoffnung, die Maschine nach dem Krieg herstellen zu können. Nach der Befreiung im Jahr 1945 konnte er schließlich seine Vision verwirklichen, und die Produktion der Curta begann in Liechtenstein. Curt Herzstark verstarb am 27. Oktober 1988 in Nendeln, Liechtenstein.

Die Curta Typ I: Ein mechanisches Meisterwerk

Die Curta Typ I hat die Form eines Zylinders und ist mit einer Kurbel an der Oberseite ausgestattet. Mit einer Höhe von etwa 85 mm und einem Durchmesser von 53 mm passt sie bequem in jede Hand. Trotz ihrer kompakten Größe ist sie in der Lage, komplexe Berechnungen durchzuführen und beherrscht die vier Grundrechenarten: Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Ihre Mechanik basiert auf Prinzipien, die von Charles Xavier Thomas inspiriert wurden, kombiniert mit fortschrittlichen Fertigungstechniken ihrer Zeit.

Die Verbindung von digital und mechanisch

Erstaunlicherweise zeigen die Eigenschaften der Curta, dass „digital“ und „mechanisch“ durchaus harmonieren können, sie sind kein Widerspruch. Der Begriff „digital“ bezieht sich auf die Darstellung einzelner Ziffern, die mechanisch über Zahnräder oder Zählscheiben abgebildet werden. Im Gegensatz dazu beschreibt „analog“ Systeme, die kontinuierliche Werte anzeigen, wie beispielsweise Schieberegler und Rechenscheiben, die oft in der Luftfahrt verwendet wurden. Während analoge Rechenhilfen schnelle, jedoch nur annähernde Ergebnisse lieferten, konnte die Curta exakte Werte mit einer Präzision von bis zu elf Stellen berechnen. Damit war sie präziser als viele ihrer analogen Mitbewerber und stellte eine Brücke zur späteren elektronischen Rechentechnik dar.

Die Funktionsweise der vier Grundrechenarten

  1. Addition: Zahlen werden über seitliche Schieberegler eingegeben. Dreht man die Kurbel im Uhrzeigersinn, wird die eingegebene Zahl zum Ergebniszähler addiert.
  2. Subtraktion: Indem die Kurbel leicht nach oben gezogen und dann im Uhrzeigersinn gedreht wird, wird die eingestellte Zahl vom Ergebnis subtrahiert.
  3. Multiplikation: Die Zahl, die multipliziert werden soll, wird eingestellt. Die Kurbel wird entsprechend der Multiplikationszahl mehrfach gedreht. Mit Hilfe eines Stellrings kann man mit Zehnerpotenzen multiplizieren.
  4. Division: Hier erfolgt die Berechnung durch wiederholte Subtraktion. Die Kurbel wird in der Subtraktionsstellung gedreht, bis der Rest kleiner als der Divisor ist. Der Zähler zeigt das Ergebnis an, während der Rest im Ergebniszähler bleibt.

Diese Mechanik ermöglicht es, alle vier Grundrechenarten effizient mit der Curta zu bewältigen.

Warum konnte sich die Curta nicht durchsetzen?

Trotz ihrer technischen Überlegenheit blieb der Erfolg der Curta Typ I begrenzt. Mit dem Aufkommen elektronischer Taschenrechner in den 1970er-Jahren, die einfacher zu handhaben, schneller und vor allem kostengünstiger waren, sank ihre Popularität. Diese neuen Geräte waren zudem vielseitig einsetzbar und benötigten keine mechanische Wartung. Die Curta konnte mit den sinkenden Preisen und der wachsenden Beliebtheit elektronischer Geräte nicht mithalten, obwohl sie bis dahin ein unverzichtbares Werkzeug für Ingenieure, Mathematiker und Fachleute war.

Ein weiterer Aspekt war die Exklusivität der Curta. Die Herstellung war aufwendig und die Produktion erfolgte in relativ kleinen Stückzahlen. Diese Kombination aus hohem Preis und der Konkurrenz durch elektronische Geräte führte dazu, dass die Curta eher ein Nischenprodukt blieb.

Exklusivität und Sammlerwert

Zwischen 1947 und 1970 wurden etwa 140.000 Exemplare der Curta produziert. Aufgrund ihrer Präzision, ihrer Geschichte und des einzigartigen Designs ist sie heute ein begehrtes Sammlerstück. Besonders gut erhaltene Modelle erzielen auf dem Markt hohe Preise. Die Mischung aus technischer Raffinesse und historischer Bedeutung macht die Curta zu einem herausragenden Beispiel für Ingenieurskunst des 20. Jahrhunderts.

Fazit

Weiterhin bin ich fasziniert von mechanischen alten Rechenmaschinen. Der Umstand, dass Menschen schon immer möglichst präzise, kleine und praktische Rechenhelfer gewünscht und erfunden haben, ist einfach beruhigend. Der Curta ist mit Abstand die schönste Rechenmaschine, die ich jemals in der Hand hatte.

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